AllgemeinArbeitspsychologie

Führt ein langfristiger Mangel an Willensenergie zu Burnout?

In der Sportpsychologie selbstverständlich, ist die Willenskraft eine nach wie vor unterschätzte mentale Fähigkeit in der Arbeitswelt. Doch in den vergangenen Jahren hat die Willenskraft seinen Siegeszug in der arbeitspsychologischen Forschung begonnen. Neuerdings findet sie auch eine stärkere Berücksichtigung in der Stressforschung. Dabei bin ich auf interessante neuere Konzepte gestoßen und habe mir die Frage gestellt: Wirkt sich eine Erschöpfung der Willenskraft langfristig auf die Entwicklung von Burnout aus?

 

Die Rolle von ego-depletion auf die Entwicklung von Burnout

(Der Originaltitel meiner Seminararbeit in Arbeitspsychologie)

 

1) Ein kleines Rädchen namens Selbsterschöpfung

Zahnradkopf
In diesem Artikel dreht sich die Willenskraft um das Thema Burnout

Bevor ich meine Masterarbeit im Fachbereich Arbeitspsychologie verfasst hatte, habe ich eine wissenschaftliche Arbeit geschrieben, in welcher ich mir die Frage gestellt hatte, inwiefern ein Mangel an Willensenergie zu Burnout führen kann. Dabei bin ich auf das Konzept Selbsterschöpfung (ego-depletion) gestoßen. Dieses Konzept beschreibt die Erschöpfung der Willensenergie, welche eine begrenzte Ressource ist. Im folgenden beschreibe ich die Zusammenhänge und mögliche Mechanismen von der Selbsterschöpfung als kleines Rädchen im Burnout-Prozess.

 

 

 

 

 

2) Der Stand der Forschung zur Willenskraft in der Arbeitswelt

Was Willenskraft ist, habe ich bereits in einem früheren Leitartikel zu diesem Thema beschrieben. Im Allgemeinen möchte ich an dieser Stelle auch daran erinnern, dass für das Konzept der Willenskraft auch synonyme Begriffe wie Selbstregulation oder Selbstkontrolle in der psychologischen Forschung verwendet werden. Der Willensforscher Roy Baumeister spricht dabei auch häufig von Selbstdisziplin. Vom Konzept her sind sie dasselbe, werden jedoch häufig in einem unterschiedlichen Zusammenhang ausgesprochen:

Willenskraft = Selbstregulation = Selbstkontrolle

 

2.1   Anforderungen an die Willenskraft bzw. Selbstkontrolle in der Arbeitswelt

Die Folgen von Burnout betreffen nicht nur die Arbeitsleistung und Abwesenheitszeiten in Unternehmen, sowie die psychische Gesundheit der MitarbeiterInnen, sondern sind auch von volkswirtschaftlicher Relevanz. Um den steigenden Anforderungen der globalen Wirtschaft gerecht zu werden, sind gesunde MitarbeiterInnen und Führungskräfte eine wichtige Grundvoraussetzung. Dies gilt vor allem für das Zeitalter der Digitalisierung, in welchem wir bereits mittendrin sind.

Eine weitere Erforschung des Burnoutkonzepts sowie deren Ursachen und Schutzfaktoren sind deshalb auch von wirtschaftlicher, individueller und gesundheitlicher Bedeutung. Während Burnout (Maslach, Schaufeli und Leiter, 2001) unter Anderem in dessen Ausprägung emotionaler Erschöpfung, Zynismus und Leistungsverlust beschrieben wird, besteht eine Reihe an Hinweisen wie die Arbeitsbedingungen mit dem Menschen interagieren und dadurch einen Einfluss auf Burnout haben.

In der jüngeren arbeitspsychologischen Forschung werden Selbstkontrollanforderungen (also den Anforderungen an die Willenskraft) als neue Stressquelle im Arbeitskontext (Schmidt & Diestel, 2012) betrachtet. So zeigt sich, dass hohe Selbstkontrollanforderungen einen Einfluss auf individuelle Sorgen, Burnout und Abwesenheit im Job (Diestel & Schmidt, 2010) haben.

 

2.2         Neue Überlegungen zum Burnout-Modell

Einen Überblick über Burnout geben Maslach et al. (2001). Diese beschreiben Burnout als eine Reaktion chronischen Arbeitsstresses, welcher sich unter Anderem auf den drei Dimensionen emotionale Erschöpfung, Zynismus und Leistungsverlust erkenntlich macht. Ein Burnout führt schließlich zu Einbußen der Arbeitsleistung und der psychischen Gesundheit. Das bestehende Burnoutmodell wird fortlaufend Erweiterungen bzw. Spezifizierungen unterzogen. Dabei werden auch die Rollen von Jobanforderungen und Jobressourcen bis zu situationellen Bedingungen wie organisationalen Charakteristiken hin diskutiert.  (Maslach et al., 2001)

 

2.3   Die Rolle von Jobanforderungen und Ressourcen bei Burnout

Die Verknüpfungen zwischen Jobanforderungen, Jobressourcen und Beanspruchungen werden im bewährten Job-Demands-Resources-Modell (JDR) von Bakker und Demerouti (2007) dargestellt. Zu den Jobanforderungen zählen im Allgemeinen körperliche, emotionale und mentale Anforderungen.

Zu hohe Jobanforderungen führen zum Schwund von mentaler Energie in Form von Erschöpfung. Wird nun zum Erhalt der Arbeitsleistung eine erhöhte subjektive Anstrengung als Kompensationsstrategie gewählt, führt dies langfristig zu einem mentalen Zusammenbruch in Form emotionaler Erschöpfung – also Burnout. Das JDR– Modell zeigt somit Zusammenhänge zwischen individuellen Jobanforderungen und Burnout auf.

 

2.4   Die Willenskraft als Schutzfaktor vor Stressbelastungen

Einen relevanten Aspekt zum Verständnis zwischen der Willenskraft und individueller Beanspruchung zeigt das aktuell diskutierte multifaktorielle Stressmodell AAA-Modell (Mackey & Perrewe, 2014). Dieses beschreibt die Effekte von organisationalen StressorenHerausforderung (challenge) bzw. Hürde (hindrance) – auf den kognitiven Bewertungsprozess der MitarbeiterInnen. Dieser wiederum hat einen Einfluss auf die Emotionen, weiterführende Bewertungen, Handlungen und Bewältigungsstrategien.

Eine Besonderheit dieses Modells ist die Berücksichtigung der Willenskraft hinsichtlich dem Einfluss auf das persönliche Stressbewältigungsverhalten. Letzteres hat schließlich einen entscheidenden Einfluss darauf, wie der organisationale Stressor die MitarbeiterInnen beansprucht. Das Modell wird schließlich über eine Lernschleife abgerundet, welche den Lerneffekt der Belastungs-Beanspruchungsreaktion auf die Ersteinschätzung des organisationalen Stressors, als auch auf  persönliche Ressourcen und Job Ressourcen hat. Die beiden genannten Ressourcentypen wirken letztlich auch wieder auf die Selbstregulation bzw. auf die Willenskraft. (Mackey & Perrewe, 2014)

 

2.5   Die Willenskraft als unterschätzter Faktor in der Stressforschung

Dieses theoretische Modell zeigt die bisher wenig berücksichtigte Rolle der Willenskraft auf die Beanspruchungsreaktion im Arbeitskontext über das tatsächliche Stressbewältigungsverhalten in einem multifaktoriellen Modell (AAA-Modell). Folgend wird erörtert, wie sich die Willenskraft bei überdauernder Beanspruchung verhält.

 

2.6   Die Willenskraft als limitierte Ressource

Die Willenskraft selbst gilt als limitierte Ressource (Baumeister, Bratslavsky, Muraven & Tice, 1998) und wird bei deren Schwund als ego-depletion (=Selbsterschöpfung) bezeichnet. Was zu einem Schwund der Willenskraft führt, habe ich bereits im Artikel zu den Energieräubern der Willenskraft zusammengetragen.

So wird bei Aufgaben und Verhaltensweisen, welche Selbstkontrolle erfordern, wie  z.B. beim Widerstehen einer Versuchung (z.B. Essen oder Verzichten von Schokolade) oder bei der Stressbewältigung, die Selbstkontrollenergie (self-control strength) beansprucht (Muraven & Baumeister, 2000). Wenn diese Energie bzw. Kraft verbraucht ist, steigt die Wahrscheinlichkeit, an weiteren Aufgaben, welche Selbstkontrolle erfordern, zu scheitern.

Wenn die Willensenergie nun verbraucht bzw. erschöpft ist dann gewinnen impulsbasierte Bedürfnisse die Oberhand. Das Wechselspiel zwischen Wille und Impuls (“The winner takes it all!”) habe ich bereits in einem früheren Artikel beschrieben.

Erschöpfte Willenskraft = “ego-depletion” = Selbsterschöpfung

 

2.7   Der Leistungsverlust durch einen Verlust an Willensenergie

Das Auftreten von Selbsterschöpfung (ego-depletion) führt auch zu einem relevanten Leistungsverlust bei selbstkontrollabhängigen Aufgabenstellungen. Diese Annahme prüfte eine Metaanalyse von Hagger, Wood, Stiff und Chatzisarantis (2010) bestehend aus 83 Studien. Darin zeigt sich, dass sich die Selbsterschöpfung ungünstig auf selbstkontrollabhängige Aufgaben, die Arbeitsleistung, die Anstrengung, den wahrgenommenen Schwierigkeitsgrad, auf die emotionale Befindlichkeit, die subjektive Ermüdung und dem Glukoselevel im Blut auswirkt.

 

2.8   Wirkt sich ein Verlust der Willensenergie auf Burnout aus?

Wenn nun die Willenskraft bzw. Selbstkontrolle einen Einfluss auf Belastungs-Beanspruchungsreaktionen hat und die Willenskraft eine limitierte Ressource ist, stellt sich schließlich die Frage, wie sich ein Schwund an Willensenergie –  basierend auf dem Konzept von Selbsterschöpfung – auf Burnout auswirkt.

 

Daraus lässt sich folgende Fragestellung ableiten:

Welche Rolle hat ego-depletion auf die Entwicklung von Burnout?

 

3) Das Ergebnis meiner Forschungsarbeit

Die Burnoutforschung beschäftigte sich bereits mit einer Vielzahl an Faktoren, welche Burnout beeinflussen. Einige Studien beleuchten auch die Rolle jener Faktoren, welche die Erschöpfung der Willenskraft (Selbsterschöpfung) begünstigen und dadurch die Ausprägung der Willenskraft negativ beeinflussen.

Im Folgenden werden – nach inhaltlicher Logik gereiht – Studien dargestellt, welche Zusammenhänge zwischen der Selbsterschöpfung (ego-depletion) und Burnout bzw. ähnlichen Konzepten aufweisen. Zunächst liegt der Fokus auf Burnout und den Selbstkontrollanforderungen, bevor der Einfluss von ego-depletion vertieft wird.

 

3.1         Arbeitsanforderung an die Willenskraft und Burnout

Dass Burnout mit den Selbstkontrollanforderungen (Arbeitsanforderungen an die Willenskraft) zusammenhängt (Schmidt, Neubach & Heuer, 2007), zeigt sich insofern, dass höhere Selbstkontrollanforderungen auch mit emotionaler Erschöpfung, Depersonalisation und Kontrolldefiziten in Zusammenhang stehen. Bzgl. der Kontrolldefizite bestehen bei genauerer Betrachtung auch Zusammenhänge mit emotionaler Erschöpfung, Depersonalisation bzw. mit Beschwerden des Bewegungsapparates.

 

3.2         Emotionsarbeit als Burnoutfaktor

In Dienstleistungs- und Gesundheitsberufen ist auch Emotionsarbeit eine wesentliche berufliche Anforderung. Die Arbeit mit KundInnen, PatientInnen und deren Familien erfordern ebendiese emotionale Arbeit.  In der Langzeitbetreuung von Pflegepersonen können Klienteninteraktionen (Lilius, 2012) zum Einen erschöpfend und zum Anderen auch erholsam für die Willensenergie von PflegerInnen sein.

Burnoutman
Burnout kommt schleichend!

 

Das Arbeitsklima nimmt hier eine bedeutende Rolle ein. So wirkt ein hohes authentisches Arbeitsklima (climate of authenticity) als Schutzfaktor vor Burnout bei einer erforderlichen Emotionsarbeit mit PatientInnen. Dies liegt wohl daran, dass ArbeitnehmerInnen ihre Emotionen in einem authentischen Klima eher ausleben können und diese nicht zu unterdrücken brauchen. In einem weniger authentischen Arbeitsklima werden höhere emotionale Selbstregulationsleistungen notwendig. Dies führt schließlich bei einer hohen erforderlichen Emotionsarbeit zu einer höheren emotionalen Erschöpfung. (Grandey, Foo, Groth & Goodwin, 2012)

 

3.3   Emotionale Dissonanz und Burnout

Ein interessanter Aspekt sind auch Interaktionseffekte zwischen emotionaler Dissonanz und Selbstkontrollanforderungen. Unter emotionaler Dissonanz versteht man, wenn der gezeigte emotionale Ausdruck (aufgrund der Arbeitsanforderungen; z.B. im Callcenter immer freundlich sein) sich von der gefühlten Emotion unterscheidet.

So resultieren konvergent auftretende hohe emotionale Dissonanzen als auch hohe Selbstkontrollanforderungen in einer höheren emotionalen Erschöpfung bzw. Burnout. (Diestel & Schmidt, 2010)

Burnout: Emotionsarbeit im Callcenter
Wie echt ist die gehörte Freude im Call-Center?

Die Faktoren time pressure und emotionale Dissonanz haben auch einen ungünstigen indirekten (bzw. seriellen) Einfluss auf Selbsterschöpfung, welcher über die Faktoren Angstzustand und Selbstkontrollanstrengung mediiert wird. (Prem, Kubicek, Diestel & Korunka, 2016)

 

3.4         Körperliche Fitness (Ausdauer) als Schutzfaktor vor Burnout

Eine hohe körperliche Fitness – in Form einer hohen VO2max – wirkt bei hohen Selbstkontrollanforderungen auch als relevanter Schutzfaktor vor emotionaler Erschöpfung, Depersonalisation, Erholungsbedürfnis und ego-depletion. (Schmidt, Beck, Rivkin & Diestel, 2016)

 

3.5         Die Bindung an das Unternehmen als Schutzfaktor vor Selbsterschöpfung

Der Grad der Bindung zum Unternehmen bzw. zur Organisation wirkt auch als ein Schutzfaktor zwischen hohen Selbstkontrollanforderungen und einer Vielzahl an Belastungsfaktoren (Schmidt & Diestel, 2012). Durch die hohe Bindung zum Unternehmen neigen die ArbeitnehmerInnen zu einer geringeren Vulnerabilität (seelischer Verwundbarkeit), indem sie unterschiedliche Belastungsfaktoren auch vorteilhafter bewerten.

 

3.6         Der Führungsstil und psychische Gesundheit

Neben dem Arbeitsklima hat auch der Führungsstil einen Einfluss auf die psychische Gesundheit von ArbeitnehmerInnen. Ein nützlicher Führungsstil ist servant leadership (dienender Führungsstil), welcher z.B. durch sozial verantwortliches und ethisches Handeln sowie moralisches Verhalten gekennzeichnet ist. Servant Leadership hat unter Anderem einen negativen Einfluss auf die emotionale Erschöpfung sowie auf das Erholungsbedürfnis am Abend und tagesabhängige Selbsterschöpfung der ArbeitnehmerInnen. Dies zeigt schließlich den positiven Einfluss dieses Führungsstils auf die psychische Gesundheit – sowohl kurz- als auch langfristig. (Rivkin, Diestel & Schmidt, 2014)

Die vorgestellten Ergebnisse zeigen Zusammenhänge zwischen den Konzepten von Burnout und ego-depletion auf. Wie diese nun zu deuten sind wird folgend diskutiert:


4) Mein Fazit

 

4.1         Es besteht ein Zusammenhang zwischen Burnout und erschöpfter Willenskraft

Ziel der Arbeit war die Konstruktion theoretischer Verknüpfungen zwischen Burnout und einer Erschöpfung der Willenskraft. Wenige Studien konnten unmittelbar zeigen, dass durchaus relevante Zusammenhänge zwischen Burnout und der Erschöpfung von Selbstkontrollenergie – in Form von ego-depletion – besteht (Bakker & Demerouti, 2007; Schmidt et al., 2007; Diestel & Schmidt, 2010).

 

4.2         Schutzfaktoren vor einer erschöpften Willenskraft im Unternehmen

Zudem gibt es noch weitere Hinweise, wie Selbsterschöpfung im Arbeitskontext verstärkt werden kann bzw. welche Faktoren als Schutzfaktoren dienen können. Als wesentliche Variablen konnten dazu…

(1) der Grad der Bindung der MitarbeiterInnen zum Unternehmen (Schmidt & Diestel, 2012)

(2) ein hohes authentisches Arbeitsklima (climate of authenticity; Grandey et al., 2012)

(3) KlientInneninteraktionen (z.B. im Pflegebereich oder bei Dienstleistern) können erschöpfend UND zugleich auch gewinnbringend sein (Lilius, 2012)

(4) ein dienender Führungsstil (servant leadership; Rivkin et al., 2014)

(5) Zeitdruck kann in beide Richtungen wirken (Prem et al., 2016) und

(6) die körperliche Fitness (Schmidt et al., 2016)

…identifiziert werden.

 

Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse Zusammenhänge zwischen einer erschöpften Willenskraft (Selbsterschöpfung) mit Burnout bzw. emotionaler Erschöpfung auf. Zudem  konnten auch Variablen identifiziert werden, welche sich entweder direkt auf Burnout oder zumindest Selbsterschöpfung und emotionale Erschöpfung auswirken. Rückblickend auf die Fragestellung konnte damit ein relevanter Nachweis einer Rolle zwischen einer Selbsterschöpfung und Burnout gezeigt werden.

 

4.3         Hinweise für WissenschafterInnen

Es konnten Zusammenhänge zwischen Selbsterschöpfung und Burnout gezogen werden. Die Kausalität von Selbsterschöpfung auf Burnout ist jedoch weiterhin unklar, vor allem deshalb, weil Wechselwirkungen zwischen Selbstkontrollanforderungen  und emotionalen Dissonanzen (Diestel & Schmidt, 2010) bestehen.

Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass der langfristige Aspekt und die Intensität von Selbsterschöpfung außer Acht gelassen wurde. Für die Burnoutforschung könnte nicht nur eine stärkere Berücksichtigung von Selbsterschöpfung in zukünftigen Modellen von Interesse sein, sondern auch ab welcher Intensität und Wirkungsdauer die Selbsterschöpfung einen signifikanten Einfluss hat. Ebenfalls von Bedeutung könnte die Berücksichtigung von Erholungszeiten sein und ab welchem Zeitpunkt eine kurzfristige Erholung der Selbstregulationsenergie schwierig wird.

 

4.4         Erkenntnisse für die Praxis

Es hat sich gezeigt, dass ein Schwund an Selbstkontrollenergie im Arbeitskontext von Nachteil ist und langfristig zur Entwicklung von Burnout bzw. emotionaler Erschöpfung beitragen kann. Jedoch gibt es sehr wohl Möglichkeiten, um die Fähigkeit zur Selbstregulation bzw. Selbstkontrolle (=Willenskraft) zu stärken.

Zum Einen ist die Förderung eines climate of authenticity  hervorzuheben da dieses die Anforderungen an die Selbstregulation reduzieren würde und somit einer emotionalen Erschöpfung entgegenwirken kann. (Grandey et al., 2012)

Einflussmöglichkeiten zur Erhaltung der Willenskraft sind auch z.B. motivierende Anreize, Training von Aufgaben mit Selbstkontrollanforderungen sowie die Zufuhr von Glukose (Hagger et al., 2010). Als wirksam zeigt sich auch körperliches Training mit dem Ziel einer höheren VO2max  (Schmidt et al., 2016) und gilt ebenfalls als relevanter Schutzfaktor vor ungünstigen Effekten von Selbstkontrollanforderungen auf die Erschöpfung der Willenskraft.

 

 

Zuguterletzt: Für die Praxis

Wer nähere Informationen zu dieser Thematik wünscht, kann mich gerne kontaktieren. Nach meinem Studium in Sportwissenschaften und später Psychologie, beschäftige ich mich auch mit meiner Unternehmung Mental Synergy intensiv mit dem Thema Willenskraft aus Sicht der Sportpsychologie als auch aus Sicht der Arbeitspsychologie.

Mit weiterführenden Vorträgen, Trainings und Seminaren informiere und unterstütze ich Unternehmen, Führungskräfte als auch High-Performance-Teams (hohe Relevanz für die Digitalisierung).

Und keine Sorge, in der Praxis agiere ich (mein Qualifikationsprofil) wesentlich bunter, mit vereinfachter Sprache und einer sanften Brise Humor um auch komplexe Themen für alle greifbar zu machen.

 

Autor: Mag. Mario Schuster, MSc

 

 

Literaturverzeichnis

  • Bakker, A. & Demerouti, E. (2007). The Job Demands‐Resources model: state of the art. Journal Of Managerial Psychology, 22(3), 309-328.
  • Baumeister, R., Bratslavsky, E., Muraven, M., & Tice, D. (1998). Ego depletion: Is the active self a limited resource? Journal Of Personality And Social Psychology, 74(5), 1252-1265.
  • Grandey, A., Foo, S., Groth, M., & Goodwin, R. (2012). Free to be you and me: A climate of authenticity alleviates burnout from emotional labor. Journal Of Occupational Health Psychology, 17(1), 1-14.
  • Hagger, M., Wood, C., Stiff, C., & Chatzisarantis, N. (2010). Ego depletion and the strength model of self-control: A meta-analysis. Psychological Bulletin, 136(4), 495-525.
  • Lilius, J. (2012). Recovery at Work: Understanding the Restorative Side of “Depleting” Client Interactions. Academy Of Management Review.
  • Mackey, J. & Perrewe, P. (2014). The AAA (appraisals, attributions, adaptation) model of job stress: The critical role of self-regulation. Organizational Psychology Review, 4(3), 258-278.
  • Maslach, C., Schaufeli, W.B. & Leitner, M. (2001). Job burnout. Annual Review of Psychology, 52, 397-422.
  • Muraven, M. & Baumeister, R. (2000). Self-regulation and depletion of limited resources: Does self-control resemble a muscle?. Psychological Bulletin, 126(2), 247-259.
  • Prem, R., Kubicek, B., Diestel, S., & Korunka, C. (2016). Regulatory job stressors and their within-person relationships with ego depletion: The roles of state anxiety, self-control effort, and job autonomy. Journal Of Vocational Behavior, 92, 22-32.
  • Rivkin, W., Diestel, S., & Schmidt, K. (2014). The Positive Relationship between Servant Leadership and Employees’ Psychological Health: A Multi-Method Approach. German Journal Of Human Resource Management: Zeitschrift Für Personalforschung, 28(1-2), 52-72.
  • Schmidt, K. & Diestel, S. (2011). The Relation of Self-Control Demands to Job Strain: The Moderating Role of Organisational Commitment. Applied Psychology, 61(3), 479-497.
  • Schmidt, K., Beck, R., Rivkin, W., & Diestel, S. (2016). Self-Control Demands at Work and Psychological Strain: The Moderating Role of Physical Fitness. International Journal Of Stress Management. Abgerufen von http://dx.doi.org/10.1037/str0000012
  • Schmidt, K., Neubach, B., & Heuer, H. (2007). Self-control demands, cognitive control deficits, and burnout. Work & Stress, 21(2), 142-154.

 

Mario Schuster

Mario Schuster ist Arbeits- und Sportpsychologe sowie zertifizierter Mentaltrainer im Leistungssport. Zudem ist er ein praxiserfahrener Sportwissenschafter und hat am 1.Jänner 2017 das Unternehmen Mental Synergy gegründet. Mit diesem hat er sich zum Ziel gesetzt, das Training mentaler Kompetenzen in Sport und Wirtschaft zu etablieren.

2 thoughts on “Führt ein langfristiger Mangel an Willensenergie zu Burnout?

  • Hallo Mario,

    danke für den interessanten Artikel. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass für ein langfristiges zufriedenes Arbeitsverhältnis ein authentisches Arbeitsklima, ein dienener Führungstil und die Identifikation mit dem Unternehmen unabdingbar sind. Sportliche Aktivität kann hier im Sinne der Ressourcenstärkung und des Ausgleichs Abhilfe schaffen, sodass die Wahrscheinlichkeit für ein Burnout sinkt. Die Lösung des Problems ist das allerdings nicht. Vielleicht kann sportliche Aktivität aber soweit die Willenskraft unterschützen, dass eine Art Steady-State eintritt und sich dadurch die Situation für einen langen Zeitraum stabilisiert (Hypothese).

    Liebe Grüße, Mike.

    Antwort
    • Hallo Mike,

      vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar und das teilen deiner Erfahrungen. 🙂

      Und wie du es schon richtig ansprichst, sportliche Aktivität kann Ressourcen stärken, ist jedoch kein Allheilmittel gegen Burnout. Vor allem deshalb, weil das komplexe Phänomen Burnout ja nicht ausschließlich auf eine Ressourcenarmut, sondern auch auf komplexere psychische Prozesse (z.B. Sinn der Tätigkeit) zurückzuführen ist.

      Deine Hypothese ist ebenfalls spannend. Einen guten Ansatz liefert die Studie von Schmidt et al. (2016) worin die Forschergruppe einen Einfluss der VO2max auf die “Willenskraft-Ausdauer” nachweisen konnte. Methaphorisch wäre das wie eine Batterie die etwas länger anhält.

      liebe Grüße, Mario

      Antwort

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